Objekt des Monats
Besonderheiten, kuriose Gegenstände oder persönliche Highlights: Wir stellen Ihnen jeden Monat besondere Exponate aus unserer Ausstellung oder Objekte aus unserer Sammlung vor und erzählen Ihnen ihre Geschichte.
Die Sammlung des Ludwig Erhard Zentrums umfasst Objekte verschiedenster Art – und wächst stetig weiter: vom Sektglas bis zur Riesenzigarre, vom Militärjeep bis zur Modellrakete, vom Ehering bis zum Ehrendoktorhut, von der Wiege Ludwig Erhards bis zum Wahlplakat. Besitzen Sie ein historisches Objekt oder zeitgeschichtliches Dokument mit einschlägigem Bezug zu Ludwig Erhard und seinem Konzept der Sozialen Marktwirtschaft, das Sie unserer Sammlung als Schenkung oder Leihgabe zur Verfügung stellen möchten? Dann kontaktieren Sie uns gerne: Lennart Gütschow, Tel. 0911 621 808-15, E-Mail: sammlungen@ludwig-erhard-zentrum.de
Dieses Porträtfoto zeigt den konservativen britischen Politiker Sir Alexander „Alec“ Douglas-Home (1903-1995) im Halbprofil, aufgenommen im Londoner Fotostudio Vivienne. Unter dem Bild steht die Widmung „Alec Douglas-Home, 1964“. Das Porträt steckt in einem einfachen Silberrahmen ohne Verzierungen, der auf der Rückseite einen Standfuß zum Aufstellen auf einem Tisch hat.
Dieses Bild erhielt Ludwig Erhard im Januar 1964, als er Douglas-Home – seit Oktober 1963 Premierminister des Vereinigten Königreichs – in London besuchte. Beide Männer waren zu diesem Zeitpunkt erst kurz als Regierungschefs im Amt, hatten aber langjährige Erfahrung als Fachminister – Erhard als Bundeswirtschaftsminister seit 1949, sein britischer Kollege in verschiedenen Positionen ab 1951. Im Unterschied zu Erhard war Douglas-Home vor 1963 nicht als möglicher Regierungschef gehandelt worden, da er als Adliger vom Unterhaus des britischen Parlaments ausgeschlossen war. Ein neues Gesetz erlaubte ihm aber, auf seinen Grafentitel zu verzichten und für einen Unterhaussitz zu kandidieren, so dass er nach internen Machtkämpfen der Konservativen als Kompromisskandidat Premierminister wurde. Seine Amtszeit war letztlich nur kurz: nach der Wahlniederlage seiner Partei gegen die Labour-Partei von Harold Wilson im Oktober 1964 löste Wilson ihn als Premierminister ab.
Das Porträt stand während Erhards Kanzlerzeit zusammen mit anderen Politikerporträts auf einem Tisch im Bundeskanzleramt in Bonn.
Dieser glasierte Porzellanteller trägt als einzige Verzierung die Aufschrift „L′assicurazione e l′idea assicurativa rappresentano il necessario, intransigibile correlativo dell′umana libertà e dell′evoluzione generale. / Ludwig Erhard / esc Reichskanzler della Repubblica Federale di Germania.“ Die Unterseite des Tellers ist mit einer Bodenmarke der italienischen Porzellanmanufaktur Richard Gironi versehen.
Der Teller kam als Teil des Nachlasses von Ludwig Erhard ins LEZ. Bei der Aufschrift handelt es sich um ein ins Italienische übertragene Zitat Erhards über das Versicherungswesen; im Original lautet es: „Die Versicherung und der Versicherungsgedanke stellen das notwendige, unüberwindbare Korrelat der menschlichen Freiheit und der allgemeinen Entwicklung dar.“ Das Zitat deutet darauf hin, dass Erhard den Teller von Repräsentanten des italienischen Versicherungsgewerbes geschenkt bekam, die seine Gedanken zu ihrer Branche ehren wollten. Auffallend und kurios ist dabei, dass Erhard als „Reichskanzler“ der Bundesrepublik Deutschland bezeichnet wird: dieser von 1871-1945 für den deutschen Regierungschef verwendete Titel war nicht nur falsch, sondern auch historisch belastet, da Hitler ab 1934 als „Führer und Reichskanzler“ amtiert hatte. Es ist leider nicht bekannt, ob es sich um einen Fehler des Auftraggebers oder der Manufaktur handelt – und auch nicht, welche Reaktion die Bezeichnung als „Reichskanzler“ bei der Übergabe an Erhard hervorrief.
Diese Kohlezeichnung zeigt den deutschen Soziologen und Nationalökonomen Professor Franz Oppenheimer im Dreiviertelporträt vor einem unbestimmten Hintergrund. Unter dem Bild steht die Unterschrift der Berliner Künstlerin Julie Wolfthorn, die das Porträt 1935 anfertigte. Die Zeichnung steckt in einem einfachen Holzrahmen ohne Verzierungen.
Der am 30. März 1864 geborene Franz Oppenheimer war als Professor an der Universität Frankfurt am Main der wichtigste akademische Lehrer Ludwig Erhards. Der aus einer Berliner Rabbinerfamilie stammende Oppenheimer war erst als Mediziner tätig gewesen, wo er die sozialen Probleme seiner Zeit kennenlernte. Sein Interesse an einer gesamtgesellschaftlichen Lösung dieser Probleme führte ihn zu Soziologie und Ökonomie. Als im NS-Regime die Lage für jüdische Deutsche immer gefährlicher wurde, floh der mittlerweile emeritierte Oppenheimer schließlich 1938 aus Deutschland nach Japan und später dann in die USA, wo er 1943 starb. Ludwig Erhard und andere Ökonomen entwickelten nach dem Zweiten Weltkrieg Oppenheimers Theorie eines „liberalen Sozialismus“ als „drittem Weg“ zwischen Kapitalismus und Kommunismus zum Konzept der Sozialen Marktwirtschaft weiter. Erhard bemühte sich als Bundeswirtschaftsminister, die Erinnerung an Oppenheimer wachzuhalten, den er in einer Rede zu dessen 100. Geburtstag 1964 als „Lehrer und Freund“ bezeichnete. Diese Zeichnung stammt aus Erhards Nachlass und hing eventuell in seinem Dienstzimmer in Bonn – laut Erhard war ein Porträt Oppenheimers lange Zeit das einzige Bild, das er im Büro hatte.
Dieses gebundene Programmbüchlein wurde für ein Festessen aus Anlass des Besuchs von Ludwig Erhard im Mercedes-Benz Werk Buenos Aires am 6. April 1954 hergestellt. Es trägt auf dem hellen Ledereinband einen Mercedesstern auf rotem Hintergrund. Innen sind der Anlass, die Speisenfolge sowie die begleitenden Musik- und Tanzdarbietungen jeweils erst auf Spanisch und dann auf Deutsch aufgeführt. Das Büchlein ist mit drei argentinischen Motiven – einem Gaucho, einem Rodeoreiter und einem tanzenden Paar – illustriert und besitzt als Verzierung eine Schleife in den argentinischen Farben sowie eine Miniatur-Bola (Wurfwaffe) aus Metall und Textilfasern.
Zu den wichtigsten Aufgaben von Ludwig Erhard als Bundeswirtschaftsminister gehörte es in den 1950er Jahren, den Export westdeutscher Waren ins Ausland zu fördern und der aufblühenden deutschen Industrie neue Absatzmärkte zu erschließen. Im Frühjahr 1954 unternahm er eine Reise durch acht mittel- und südamerikanische Staaten, im Zuge derer er auch im argentinischen Werk von Mercedes-Benz ein neugebautes Elektrizitätswerk einweihte. Obwohl Mercedes-Benz in Argentinien nach dem Krieg gezielt deutsche Emigranten einstellte, sind die deutschen Texte im Büchlein voller grammatischer und orthografischer Fehler: das Essen findet laut Programm in einer „Pferde Zucht Anschtalt“ statt, und zum Unterhaltungsprogramm gehören „Hochgebürgmusik“, „Uhralter Tanz“ sowie ein „clavier-conzertist des Argentinischen Folklor“.
Diese aus Bronze geformte Plastik stellt einen auf den Hinterbeinen stehenden Geißbock mit halb angezogenen Vorderbeinen dar. Die Hinterbeine laufen in einen Sockel mit ovaler Grundfläche aus, auf dem seitlich die Aufschriften „Maskottchen 1. FC Köln“ und „Hein Derichsweiler“ eingraviert sind. Die Figur steht auf einem Holzpodest mit abgeschrägten Seiten, das vorne eine flache Metallplakette mit einer Widmung des 1. FC Köln zu Ludwig Erhards 70. Geburtstag am 4. Februar 1967 trägt.
Bei der Figur handelt es sich um eine kleinere Kopie der 1,3 Meter hohen Geißbockplastik „Hennes“ des Bildhauers Hein Derichsweiler, die als Symbol des 1. FC Köln bis heute im Kölner Vereinsheim steht. Zu besonderen Anlässen wie dem Gewinn der Meisterschaft in der ersten Saison der Fußball-Bundesliga 1964 erhielten Spieler und andere Beteiligte Kleinbronzen nach dem Vorbild der Statue. Ludwig Erhard war seit seiner Jugend Fan der SpVgg Fürth und übertrug nach dem Umzug nach Bonn 1949 wohl einen Teil seiner Fußballleidenschaft auf die in der Nachbarschaft spielende und damals sehr erfolgreiche Kölner Mannschaft, die ihm als Dank zu seinem 70. Geburtstag 1967 diese Plastik schenkte. Der Geißbock findet sich beim 1. FC Köln nicht nur als Teil des Vereinswappens, sondern auch als lebendiges Maskottchen „Hennes“ bei Heimspielen an der Seitenlinie: der aktuelle Hennes ist der neunte seines Namens seit der Schenkung des ersten Bocks 1950.
Diese Erinnerungstafel wurde für das 24. Internationale Automobilturnier in Bad Neuenahr 1964 von einem Mainzer Juwelier hergestellt. Die auf einem stilisierten Baumstamm montierte Silberplatte ist mit aufgesetzten Dekorelementen verziert: neben einem Amethysten mit ziselierter Goldeinfassung und einem goldfarbenem Blatt trägt sie auch das umkränzte Wappen des Mittelrheinischen Automobil-Clubs. Rechts auf der Platte steht der Name des Turniers in eckiger Schrift. Zur Tafel gehört eine mit dunkelgrünem Kunstleder bezogene Holzschatulle mit Klapptüren und Samtfutter.
Dass diese Tafel im Nachlass Ludwig Erhards vorhanden ist, hängt mit Erhards Amtsvorgänger Konrad Adenauer zusammen: 1962 hatte dieser als Bundeskanzler die Schirmherrschaft über das Turnier des MAC übernommen und einen „Ehrenpreis des Bundeskanzlers“ gestiftet. Als Nachfolger Adenauers führte Erhard diese Tradition fort und fungierte bei der 24. Ausrichtung des Turniers als Schirmherr, wofür er diese Tafel als Andenken bekam. Auch wenn er selbst wegen seiner Gehbehinderung wohl nicht Auto fahren konnte, hatte Erhard als langjähriger Bundeswirtschaftsminister bereits vor Beginn seiner Kanzlerschaft einen guten Draht zur Automobilindustrie, deren Wiederaufstieg in den 1950er-Jahren ein wichtiges Element des westdeutschen Wirtschafts- und Exportwunders darstellte. Zu Mercedes-Benz hatte Erhard darüber hinaus eine private Verbindung, da sein Schwiegersohn Hans-Jörg Klotz als Direktor für den Automobilkonzern arbeitete.
Dieses Holzmodell stellt ein Flussschiff mit Flachbodenrumpf, spitzem Bug, schwarz-weiß bemalten Seitenwänden und einem Deckshaus mit Fenstern dar. Zwei nach vorne gerichtete sowie ein auf dem Achterdeck angebrachtes Ruder dienten historisch zur Steuerung des Schiffs im Strom. Das Schiff trägt einen schwarz-weißen Wimpel, eine Heckflagge mit Reichsadler sowie an den Seitenwänden Namen und Stadtwappen von Ulm. Die geflochtene Schnur dient zur Aufhängung des Modells.
Das Modell stellt einen historischen Bootstyp dar, der über Jahrhunderte zur Fahrt auf der Donau verwendet wurde und unter dem volkstümlichen, zunächst spöttisch gemeinten Namen „Ulmer Schachtel“ bekannt wurde. Die einfach gebauten Holzboote wurden meistens zur einmaligen Fahrt die Donau hinab genutzt und am Zielort zur Weiterverwertung zerlegt. Die „Schachteln“ waren vor allem im 17. und 18. Jahrhundert von großer Bedeutung, als sie Tausende von Auswanderern aus dem heutigen Süddeutschland nach Südosteuropa transportierten, werden aber auch heute noch gebaut und eingesetzt. Das im LEZ vorhandene Schiffsmodell stellt wahrscheinlich einen modernen Nachbau dar (es hat Rettungsringe aus Kunststoff) und war ein Geschenk an Ludwig Erhard, der von 1949 bis 1972 den Wahlkreis Ulm-Heidenheim als Abgeordneter im Bundestag repräsentierte.
Dieser flache Teller wurde aus transparentem Glas hergestellt und mit einem symmetrischen Dekor aus mehrfarbigen Blumen und Ranken bemalt. Der Tellerrand zeigt ein umlaufendes Band aus türkischen Ornamenten und trägt an einer Stelle den handschriftlichen Hinweis „Istanbul, Paşabahçe, 1959“ sowie eine Herstellerabkürzung. Zum Teller gehört eine Pappschachtel, die innen ebenfalls den Schriftzug „Paşabahçe Istanbul“ trägt: Paşabahçe ist sowohl ein Stadtteil von Istanbul als auch der Name eines bedeutenden Unternehmens zur Glasherstellung.
Der Teller gehört zum Nachlass von Ludwig Erhard, der ihn wohl bei seinem Staatsbesuch in der Türkei im August 1959 als Gastgeschenk bekam. Er besuchte das Land als Wirtschaftsminister, um mit der dortigen Regierung über die Anwerbung von türkischen Arbeitern für die florierende westdeutsche Wirtschaft zu verhandeln. Ab Mitte der 1950er Jahre überstieg die Zahl der offenen Stellen in der Bundesrepublik bei weitem die der Arbeitsuchenden: der SPIEGEL schrieb damals, dass für viele Firmen „der Kampf um Arbeiter zu einer aufreibenden Dauerbeschäftigung geworden“ sei. Um den Personalbedarf der Wirtschaft zu befriedigen, schloss die Bundesregierung Abkommen mit Ländern ab, in denen hohe Arbeitslosigkeit herrschte: 1955 erfolgte ein Vertrag mit Italien, 1960 mit Spanien sowie Griechenland und im Oktober 1961 schließlich mit der Türkei. Dabei spielten auch außenpolitische und strategische Gesichtspunkte eine Rolle – im Falle der Türkei die Unterstützung des einzigen NATO-Mitglieds mit einer direkten Grenze zur Sowjetunion.
Diese gravierte Kupferplatte zeigt ein aus Ziegelsteinen erbautes, mehrstöckiges Amtshaus mit einem zentralen Hauptportal. Am unteren Bildrand steht die Inschrift „Alte Landdrostei 1976“ sowie rechts unten die Künstlersignatur „R. Ehmke“. Die obere rechte Ecke zeigt die Wappen der Stadt Pinneberg und des gleichnamigen Landkreises. Die Bildplatte ist mit einem Rahmen aus Karton und schwarzem Klebeband versehen; die Rückseite weist neben einer Aufhängeöse den Aufdruck „CDU Ortsverband Pinneberg 22. Sept. 1976“ auf.
Bei dieser Bildplatte handelt es sich um ein Geschenk an Ludwig Erhard, der am 22. September 1976 zu einer Veranstaltung der CDU im Rahmen des damaligen Bundestagswahlkampfs nach Pinneberg kam und eine Rede vor fast 1.000 Zuschauern hielt. Als Dank und Souvenir erhielt Erhard vom CDU-Ortsverband die Bildplatte mit der „Alten Landdrostei“, dem Wahrzeichen der Stadt Pinneberg.
Die Bildplatte zeigt, wie Ludwig Erhard auch nach seinem Rücktritt vom Amt des Bundeskanzlers im November 1966 weiterhin in der Union aktiv war. Gerade vor Bundestagswahlen zog der „Vater des Wirtschaftswunders“ (ein Titel, den Erhard selbst nicht mochte) nicht nur als CDU-Kandidat für Baden-Württemberg, sondern auch in anderen Teilen des Landes für die Union in den Wahlkampf.
Diese bauchige, aus Silber geschmiedete Vase zeigt auf ihrer Wölbung mehrere eingravierte Blumen sowie mehrere aufgesetzte, durch Goldbelag hervorgehobene Schmetterlinge. Die Taille sowie der obere Rand sind als Noppenbänder gestaltet, das leicht trichterförmige Oberteil ist außerdem mit einem umlaufenden Rankenband verziert. Zwischen Rankenband und Oberrand ist als Widmung eingraviert: „HIS EXCELLENCY LUDWIG ERHARD / OCTOBER 23, 1958 / KI POONG LEE / SPEAKER, NATIONAL ASSEMBLY, REPUBLIC OF KOREA“.
Wie die Widmung verrät, war die Vase ein Geschenk des südkoreanischen Politikers Lee Ki-Poong (1896-1960, ab 1958 Präsident der südkoreanischen Nationalversammlung) an Ludwig Erhard, der als Bundeswirtschaftsminister im Herbst 1958 eine fünfwöchige Reise durch insgesamt neun asiatische Länder machte. Erhards Südkorea-Besuch war vom ähnlichen Schicksal beider Länder geprägt: wie Deutschland war auch Korea nach 1945 in zwei Staaten mit unterschiedlichen politischen Systemen zerfallen, was sich auch durch den erbittert geführten Koreakrieg (1950-1953) nicht geändert hatte. Im Laufe seiner langen Reise, auf der Ludwig Erhard von seiner Frau Luise begleitet wurde, erhielt er verschiedene Gastgeschenke: in Südkorea bekam er neben der Vase auch den in der Schatzkammer des LEZ ausgestellten Stadtschlüssel von Seoul und zwei Seidenbilder mit Darstellungen eines historischen koreanischen Kriegsschiff-Typs.
Bei diesem Grundriss handelt es sich um einen Planentwurf für den „Kanzlerbungalow“, der 1963-1964 in Bonn als Wohn- und Empfangsgebäude für die deutschen Bundeskanzler erbaut wurde. Der Bungalow besteht aus zwei Quadern mit Innenhöfen: der größere Quader ist für repräsentative Funktionen wie Empfänge und Feiern, der kleinere hat Wohnräume für das Kanzlerehepaar, Gäste und Hauspersonal. Im Plan ist die zukünftige Raumanordnung und -nutzung bis hin zu den Stühlen an den Esstischen und den Blumenrabatten auf der Terrasse festgelegt. Der Entwurf ist auf den 3. Oktober 1963 datiert, als die Bauarbeiten begannen: nach 13 Monaten Bauzeit wurde der Bungalow am 12. November 1964 feierlich eröffnet.
Als sich 1963 die Ablösung von Bundeskanzler Konrad Adenauer durch Ludwig Erhard abzeichnete, bat Erhard den Architekten Sep Ruf, eine moderne, praktische Kanzlerresidenz im Park des Palais Schaumburg in Bonn zu errichten. Erhard setzte den Plan seines Freundes Ruf gegen alle politischen, stilistischen und finanziellen Einwände durch und präsentierte den fertigen Bau stolz als Haus „wie es dem Wesen meiner Frau und mir gemäß ist“. Schlicht, nüchtern, spartanisch eingerichtet, „Maß haltend“ – war hier die Botschaft Erhards zum architektonischen Sinnbild geworden. Das Ehepaar Erhard musste den Bungalow allerdings nach nur zwei Jahre verlassen, als Erhard Ende 1966 als Bundeskanzler zurücktrat: seine Nachfolger beschwerten sich gerne über den von Erhards Geschmack geprägten Bungalow und veränderten seine Ausstattung entsprechend ihrer Vorlieben.
Dieses Paar Schnürstiefel für Frauen wurde im Rahmen des „Jedermann-Programms“ Ende 1948 in einer nordwestdeutschen Schuhfabrik hergestellt und im Einzelhandel verkauft. Das Jedermann-Programm war Teil von Ludwig Erhards Bemühungen als Wirtschaftsdirektor der Bizone, die Bevölkerung mit preiswerten Bedarfsgütern zu versorgen. Erhard ging dabei eine zeitweilige Kooperation mit den an Rohstoffmangel leidenden Schuhproduzenten ein: Diese bekamen von der Behörde die notwendigen Rohstoffe zugewiesen und akzeptierten im Gegenzug ein Preislimit für die fertigen Waren. So lag der Handelspreis dieser Stiefel bei maximal 23,75 RM, was sie auch für Menschen mit niedrigem Einkommen erschwinglich machte. Das Programm war ein Erfolg, da es nicht nur die erhältliche Warenmenge steigerte und die Preise niedrig hielt, sondern auch die beteiligten Schuhfirmen förderte. Diese konnten dank der sicheren Rohstoffzuteilung ihre Produktionszahlen steigern und sich für die Zukunft Marktanteile sichern, da sie die produzierten „Jedermann-Schuhe“ mit ihrem Firmennamen verkaufen durften. Der Anteil der „Jedermann-Schuhe“ an der Gesamtproduktion in der Bizone stieg schnell an: Im August 1948 lag er noch bei 28 Prozent und erhöhte sich dann bis zum Dezember auf 60 Prozent aller produzierten Schuhe.
Das Ludwig Erhard Zentrum erhielt diese Schuhe als freundliche Dauerleihgabe der über mehrere Generationen im Schuhgewerbe tätigen Familie Wiecher.
Dieser Orden wurde für die Faschingsfeiern der „Großen Carnevalsgesellschaft Fürther Kleeblatt e.V. von 1912“ (C.F.K.) im Februar 1964 hergestellt. Er nahm den damals als Bundeskanzler amtierenden Ludwig Erhard aufs Korn, der hier in Form einer riesigen Zigarre den Fürther Rathausturm umarmt: Beide schauen dabei etwas zweifelnd. Dass Erhard den Turm umarmt und nicht der Turm ihn, könnte auf das schwierige Verhältnis zwischen dem CDU-Wahlkampfmagneten Erhard und der damals wie heute von der SPD dominierten Fürther Lokalpolitik anspielen. Auch wenn die Stadt stolz auf ihren in Bonn als Wirtschaftsminister und Bundeskanzler berühmt gewordenen Sohn war (und ist), verwehrte der Fürther Stadtrat ihm zu Lebzeiten wegen angeblichen Mangels an direkten Verdiensten um die Stadt die Ehrenbürgerschaft.
Obwohl der Orden ein reiner Gebrauchsartikel war, hat dieses Exemplar eine besondere Geschichte: Es wurde von Vertretern der C.F.K. feierlich in einem Etui an Ludwig Erhard übergeben. Dies wurde mit einer Widmung im Etui festgehalten. Da Erhards Amtspflichten ihm nicht erlaubten, zum Karneval nach Fürth zu kommen, reiste eine Abordnung der Carnevalsgesellschaft nach Bonn und nutzte die Gelegenheit für eine Besichtigung der Bundeshauptstadt. Der Orden verblieb nach Erhards Tod in der von ihm gegründeten Stiftung in Bonn, bis er 2022 als Teil des Erhard-Nachlasses ins Fürther Ludwig Erhard Zentrum kam.
Diese gravierte Zigarettendose stammt aus dem Nachlass Ludwig Erhards und befindet sich seit 2022 in der Sammlung des LEZ. Die Dose hat einen Holzkern, der an den Seiten sowie auf dem Klappdeckel mit Sterlingsilber beschlagen ist. Der zweigeteilte Innenraum ist unbenutzt; offensichtlich hat der passionierte Zigarrenraucher Erhard die Dose nie für die Lagerung von Zigaretten verwendet. Beim auf dem Deckel eingravierten Adler handelt es sich um das offizielle Siegel des Bundestags, das sich von der bekannteren „Fetten Henne“ an der Rückwand des Sitzungssaals unterscheidet.
Wie viele andere Politiker war und ist Ludwig Erhard vor allem durch seine Regierungsämter bekannt: erst als Wirtschaftsminister von 1949-1963, danach als Bundeskanzler bis zum Herbst 1966. Dabei trat oft in den Hintergrund, dass er während dieser Zeit und bis zu seinem Tod 1977 Bundestagsabgeordneter war – und zwar nicht für seine Geburtsstadt Fürth, sondern für Ulm und Umgebung, wo die CDU ihn bei den ersten sechs Wahlen als Direktkandidat aufstellte. 1972 und 1976 zog Erhard dann über die CDU-Landesliste ins Parlament ein. Als der Bundestag 1974 sein 25-jähriges Jubiläum feierte, gehörte Erhard zu den zehn Abgeordneten, die seit der ersten Wahl ununterbrochen Teil des Parlaments gewesen waren, und erhielt als Würdigung diese gravierte Zigarettendose.
Diese gerahmte Schwarzweißfotografie zeigt eine Frauensportgruppe mit einem Betreuer auf einer Wiese. Die Sportlerinnen tragen mehrheitlich Matrosenjacken sowie lange Röcke; einige halten kurze Fahnen und anderes Sportzubehör in den Händen.
Das Bild wird im Ludwig Erhard Zentrum aufbewahrt, weil es sich bei der jungen Frau ganz rechts in der oberen Reihe um Luise Lotter handelt, die spätere Ehefrau Ludwig Erhards. Die Tochter eines Ziegeleibesitzers wurde am 18. April 1893 in Langenzenn geboren und zog später mit ihrer Familie nach Fürth. Dort ging Luise aufs Mädchengymnasium, wo um 1910 auch dieses Foto von ihr und ihren Mitschülerinnen beim Turnunterricht entstand. Luise Erhard bezeichnete die Schulzeit später als schönste Zeit ihres Lebens.
Das Foto zeigt gleich zwei gesellschaftliche Besonderheiten des deutschen Kaiserreichs. Zum einen spiegelt die Kleidung der Mädchen die allgemeine Begeisterung für die kaiserliche Marine als „Stolz der Nation“ wider, zum anderen zeigt das Foto den hohen Stellenwert des Turnens unter freiem Himmel – auch für Mädchen. Getreu den Ideen des „Turnvaters“ Jahn wurde das „urdeutsche“ Turnen gegenüber den „fremden“ Ballspielen und der Leichtathletik als überlegen angesehen, das dazu die Jungen auf den Militärdienst vorbereitete. Auch Mädchen durften in der Schule turnen, waren dabei aber den Beschränkungen der damaligen Körper- und Moralvorstellungen unterworfen. Wie auf dem Foto zu sehen, trugen sie hochgeschlossene und lange Kleider, die für sportliche Höchstleistungen kaum geeignet waren.
Beim Objekt des Monats handelt es sich dieses Mal nicht um einen historischen Gegenstand aus dem Besitz Ludwig Erhards, sondern um Erinnerungsstücke aus der noch jungen Geschichte des Ludwig Erhard Zentrums (LEZ). Das LEZ wurde am 18. Mai 2018, also vor fünf Jahren, feierlich eingeweiht; ab dem 20. Juni war es dann für Besucher geöffnet. Zur Einweihung wurden Einladungen wie diese mit einer Programmauskunft und Erläuterungen zum LEZ auf der Rückseite verschickt; wer sich anmeldete, bekam eine namentlich gekennzeichnete Einlasskarte im gleichen Design. Da zur Einweihung Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und weitere hochrangige Politiker kamen, galten hohe Sicherheitsvorkehrungen.
Die offizielle Einweihung und Eröffnung des LEZ im Frühsommer 2018 war der Höhepunkt der jahrelangen Bestrebungen, dem gebürtigen Fürther Ludwig Erhard und seinem Konzept der Sozialen Marktwirtschaft einen würdigen Ort in seiner Heimatstadt zu schaffen. Dem Ludwig-Erhard-Initiativkreis und der aus ihm hervorgegangene Stiftung Ludwig-Erhard-Haus gelang es durch jahrelange Gremienarbeit, die Öffentlichkeit und Politik von ihren Ideen zu überzeugen und so die notwendige Unterstützung für den Bau und Betrieb des LEZ zu erhalten. Fünf Jahre danach kann das LEZ auf viele erfolgreiche Projekte, Veranstaltungen sowie eine große Zahl prominenter Gäste und Tausende interessierter Besucher zurückblicken – und wir haben noch viel vor!
Dieser große Kerzenleuchter aus geschwärztem Eisen (Höhe 90 cm) besteht aus einer senkrechten Stange mit Knauf unten, drei angeschweißten Metallfüßen sowie einer blütenförmigen Krone mit Dorn zum Aufstecken einer Wachskerze. Auf einem umlaufenden Ring sind vier Plaketten montiert: zwei Wappen mit dem Staufischen Löwen auf gelbem Hintergrund und zwei ovale Plaketten mit den verschlungenen Buchstaben „A“ und „R“ sowie der Zahl „10“. Bei dem Wappen handelt es sich um das Abzeichen der 10. Panzerdivision der Bundeswehr, die „AR10“-Plakette steht für das zur Division gehörende Artillerieregiment 10.
Im Unterschied zu anderen Gegenständen ist bei diesem Leuchter genau bekannt, wann und wie er in den Besitz Ludwig Erhards gelangte. Am 25. Juni 1965 besuchte Erhard als Bundeskanzler mit Verteidigungsminister Kai-Uwe von Hassel das Artillerieregiment 10 in Pfullendorf und erhielt vom Regiment diesen massiven Kerzenleuchter mit den Einheitswappen als Erinnerung. Für Erhard war der Besuch auch deshalb interessant, weil er selbst im Ersten Weltkrieg Artillerist gewesen war. Nachdem er kurz vor Kriegsende schwer verwundet worden war, konnte er nicht wie vorgesehen ins väterliche Textilgeschäft eintreten und begann stattdessen ein Studium an der Handelshochschule in Nürnberg – der Beginn seiner wissenschaftlichen Laufbahn, aus der er nach 1945 dann in die Politik wechselte.
Diese flache Metallplakette hat die Form eines Wappens mit stilisiertem Eichenlaubkranz entlang des unteren Rands. Sie zeigt eine Feuerschale mit Flammen vor schwarz-rot-goldenem Hintergrund sowie die Aufschrift „REICHSBUND“ am oberen Rand. Zu dieser Plakette gehört ein Klappetui mit Filzeinsatz und Samtkissen. Im Etui befindet sich eine Visitenkarte des 1. Bundesvorsitzenden des Reichsbunds mit der Adresse der Reichsbund-Zentrale in Bonn.
Der „Reichsbund“ – kompletter Name laut der Karte: „Reichsbund der Kriegs- und Zivilgeschädigten, Sozialrentner und Hinterbliebenen“ – ist eine sozialpolitische Organisation zur Stärkung der Rechte benachteiligter Gruppen. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in Westdeutschland Millionen von Menschen, die durch den Krieg Gesundheit, Besitz und Angehörige verloren hatten und deshalb besonders unterstützt werden mussten. Die westdeutsche Wirtschaft und Ludwig Erhard als Bundeswirtschaftsminister mussten diese Menschen in ihre Planungen einbeziehen und ihnen durch besondere Angebote entgegenkommen, um sie als Arbeitskräfte zu gewinnen und ihnen ein erträgliches Auskommen zu ermöglichen. Als Vertretung dieser Gruppe pflegte der Reichsbund enge Kontakte zum Ministerium – unter anderem durch die Schenkung dieser Plakette an Erhard. Der Name des Reichsbundes änderte sich dabei mehrmals entsprechend der politischen Situation: Seit 1999 fungiert er als „Sozialverband Deutschland (SoVD)“.
Dieses Foto zeigt den 36. US-Präsidenten Lyndon B. Johnson (1908–1973) mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern im Rosengarten des Weißen Hauses. Unter dem Bild steht die Widmung "With very warm personal regards from the Johnson family – Lady Bird Johnson / Lyndon B. Johnson", wobei Johnsons Frau selbst unterschrieben hat. Das Foto steckt in einem schwarz lackierten Holzrahmen mit goldfarbenem Innenrand; oben auf dem Rahmen ist das US-Staatswappen in Golddruck abgebildet.
Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Konrad Adenauer setzte Erhard als Bundeskanzler stärker auf die Beziehung zu den USA. Lyndon B. Johnson, der nach der Ermordung John F. Kennedys im November 1963 Präsident wurde, verstand sich persönlich sehr gut mit Erhard, der fünfmal als Kanzler in die USA reiste und sogar auf Johnsons Ranch in Texas zu Gast war. Politisch war die Situation jedoch eine andere: Johnsons Fokus lag auf der Verwirklichung seiner Bürgerrechtspolitik sowie dem eskalierenden Vietnamkrieg, sodass er Erhards Bitten um außenpolitische und finanzielle Unterstützung durch die USA nicht entgegenkommen konnte. Als Erhard daraufhin Steuererhöhungen erwog, verließ die FDP im Herbst 1966 die Regierung, was zu Erhards Rücktritt als Kanzler sowie zur Bildung einer Großen Koalition unter Kurt Georg Kiesinger führte. Johnson kandidierte 1968 nicht für eine zweite volle Amtszeit und zog sich auf seine Ranch zurück.
Dieser gerahmte Druck zeigt den Frankfurter Dom von Süden aus gesehen. Im Vordergrund sind wohlhabende Stadtbürger beim Flanieren auf dem Weckmarkt dargestellt. Das Bild ist auf 1819 datiert, könnte angesichts der Kleidung der gezeigten Personen aber auch die Reproduktion einer älteren Ansicht sein. Am unteren Bildrand steht „DOM ZU FRANKFURT AM MAIN“, während auf dem Passepartout eine Widmung für Ludwig Erhard aufgedruckt ist.
Der Frankfurter Dom – offiziell „Kaiserdom St. Bartholomäus“ – war ab 1562 Krönungskirche der deutschen Kaiser, was ihn nach dem Ende des „Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation“ im 19. Jahrhundert zum Symbol der deutschen Einheit machte. Ludwig Erhard kannte Frankfurt bereits durch sein Promotionsstudium, als er im Frühjahr 1948 zum Direktor der dort angesiedelten Verwaltung für Wirtschaft der westlichen Besatzungszonen ernannt wurde. Seine Arbeit in dieser Position, bei der er schon früh auf ein Ende der staatlichen Bewirtschaftung und eine Rückkehr zu marktwirtschaftlichen Prinzipien gedrängt hatte, machte ihn überregional bekannt und nach der Bundestagswahl 1949 zum logischen Kandidaten für das Amt als Bundeswirtschaftsminister. Zum Abschied aus Frankfurt schenkten ihm seine Mitarbeiter am 20. September 1949 dieses Bild als Andenken an seine bewegte Zeit als Wirtschaftsdirektor.
Dieses Porzellangefäß mit Deckel stammt von der KPM Berlin. Das Gefäß ist seitlich mit einem rosa-goldfarbenen Muster bemalt, auf dem Deckel ist ein großes Wohnhaus mit Grundstück und den Jahreszahlen „1956“ und „1876“ am Rand dargestellt. Die zum Gefäß gehörende Klappschatulle trägt wie die Deckelunterseite eine goldfarbene Faksimile-Unterschrift von Konrad Adenauer sowie die Daten „5. JANUAR 1956“ und „5. JANUAR 1876“.
Das Set ist durch die genannten Verzierungen und Daten eindeutig Konrad Adenauer zuzuordnen, der am 5. Januar 1876 geboren wurde und sich 1935 das dargestellte Haus in Rhöndorf als Wohnsitz kaufte. Als erster Bundeskanzler prägte Adenauer ab 1949 die neu gegründete Republik– zusammen mit Ludwig Erhard als Wirtschaftsminister, dessen wirtschaftspolitische Pläne jedoch in vielen Fällen mit Adenauers Ansichten kollidierten. Erhard galt schon früh als potenzieller Nachfolger Adenauers, der den Franken aber als ungeeignet für das Kanzleramt ansah. Erst 1963 trat Adenauer auf Druck von Union und FDP schließlich zugunsten von Erhard zurück, der dann am 22. Oktober 1963 – vor 60 Jahren – zum zweiten Bundeskanzler gewählt wurde.
Das Set wurde wahrscheinlich als Geschenk für Adenauer zum 80. Geburtstag hergestellt, es ist aber unbekannt, warum es sich dann in Erhards Nachlass befand. Eventuell gab Erhard zwei Sets in Auftrag und behielt eins, oder Adenauer bekam am 5. Januar 1956 ein anderes Geschenk von ihm.
Diese vergoldete Zigarrendose gehört zum Nachlass von Ludwig Erhard und wird seit Anfang 2022 in der Schatzkammer des Ludwig Erhard Zentrums gezeigt. Die Dose hat einen Kern aus Balsaholz, der in drei Fächer zur Aufbewahrung von Zigarren oder Zigarillos aufgeteilt ist. Auf dem Klappdeckel sind das Siegel des Präsidenten der Vereinigten Staaten sowie eine Widmung des 35. US-Präsidenten John F. Kennedy für Ludwig Erhard vom November 1963 graviert.
Mit dieser Zigarrendose verbindet sich eine besondere, und angesichts der Datierung auch tragische Geschichte. Als Wirtschaftsminister war Ludwig Erhard Kennedy bereits zweimal begegnet: im Januar 1962 in den USA sowie im Juni 1963 bei Kennedys Besuch der Bundesrepublik und West-Berlins. Als Erhard dann im Oktober 1963 zum Bundeskanzler gewählt wurde, lud Kennedy ihn ins Weiße Haus ein, was Erhard – der die Freundschaft zu Amerika stärker betonen wollte – gerne annahm. Der Besuch war für den 25. November geplant, und Kennedy gab diese Dose als Geschenk für Erhard in Auftrag, bevor er dann aber am 22. November in Dallas erschossen wurde. Erhard reiste am 25. November dennoch nach Washington, um an der Trauerfeier für Kennedy teilzunehmen und dessen Nachfolger Lyndon B. Johnson kennenzulernen. Im Rahmen seines Besuchs erhielt er die vorbereitete Dose als Andenken an den verstorbenen Kennedy.
Dieser flache weiße Porzellanteller zeigt auf seiner Oberseite einen mehrfarbigen Adventsleuchter mit elf brennenden Kerzen auf einem halbrunden Bogen sowie darunter zwei Bergmannsfiguren und ein gekröntes Bergbausymbol auf einem Podest. Unterhalb des Leuchters steht die Aufschrift "ARWA 1952", flankiert von zwei Tannenzweigen. Der Rand des Tellers ist geriffelt und seine Unterseite weist eine Herstellermarke der Porzellanmanufaktur Nymphenburg auf.
Der als Weihnachtspräsent für Geschäftskunden der Strumpfwarenfabrik Arwa produzierte Teller hat eine Geschichte, die für das Ludwig Erhard zugeschriebene „Wirtschaftswunder“ charakteristisch ist. Die sächsischen Strumpffabriken, die vor 1945 den gesamten deutschen Bedarf gedeckt hatten, wurden nach dem Krieg von der SED verstaatlicht und ihre Eigentümer flohen in den Westen – ohne ihre Maschinen. Dem Eigentümer der Arwa, Hans Thierfelder, gelang es dann, durch Vorschüsse auf die zukünftige Produktion gebrauchte Strumpfmaschinen aus den USA zu kaufen und seine früheren Mitarbeiter aus dem Erzgebirge durch Mundpropaganda an die neue Produktionsstätte in Backnang zu locken. Sein rascher Erfolg ermöglichte es ihm, weitere Fabriken zu gründen und Werbeaktionen wie diesen Teller in Auftrag zu geben, dessen Kerzenleuchter- und Bergbaumotiv an die ehemalige Heimat der Arwa im Erzgebirge erinnert.